Auf Netflix wurde die spanische Serie „Haus des Geldes“ 2017 zum Welterfolg und entfachte beim Streaming-Giganten die Experimentierfreude für neue Serien, die man dort heute gewohnt ist. Spätestens mit „Haus des Geldes“ hat die spanische Film- und Serienproduktion Hollywood-Niveau erreicht. Alleine Netflix brachte viele spanische Produktionen hervor, so ua: „Valeria“, „Wer hat Sara ermordet“, „Sky Rojo“ y „Élite“.
Hauptdarsteller Luka Peroš (45) spielt den Character „Marseille“ in der Serie, die fünf Staffeln umfasst. Ende 2021 ging das letzte Kapitel des Netflix-Knallers en línea. Die rechte Hand des „Professors“ gibt nun im BILD-Interview einen Blick hinter die Kulissen der Bankräuber-Saga und lüftet die Erfolgsformel der Produktion.
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„Haus des Geldes“ erzählt die Geschichte von Bankräubern, die zunächst die Notenbank von Spanien ausrauben und später die staatlichen Goldreserven der Zentralbank stehlen. Die Serie, die zunächst im spanischen TV lief, wurde ursprünglich wegen sinkender Quoten nach zwei Staffeln abgesetzt. Doch dann kaufte Netflix die Serie, entwickelte die Geschichte weiter und „Haus des Geldes“ wurde zum weltweiten Serien-Hit.
BILD: Wie erklärst du dir den weltweiten Hype um „Haus des Geldes“?
Lucas Peros: „Es ist ein bisschen wie bei Robin Hood. Die Räuber nehmen es von den Reichen, in diesem Fall dem Staat, und geben es den Ärmeren. Zeitgleich gibt es sehr persönliche Einblicke in die Gefühlswelt einer kleinen Gruppe, die sich gegen das System stellt und ein paar systemkritische Botschaften, aber es sollte am Ende nicht zu politisch oder ökonomisch werden.“
Und weiter: „Die Charaktere sind so gut entwickelt, dass die Zuschauer mit ihnen sympathisieren. Jeder Fan hat seinen Lieblingslieblingscharakter. Die Serie hat es wirklich geschafft, den Leuten unter die Haut zu gehen. Das ist das eigentlich Wunderbare daran.“
Welche Tricks wurden bei den Aufnahmen angewendet?
Lucas: „Da gab es viele Tricks. Alleine der Lichtaufbau dauerte ungefähr drei Stunden. Die Szenen, die wir draußen gedreht haben, zeigen in Wirklichkeit nicht die Bank von Spanien. Es war ein Ministerium für Arbeit und Transport en Madrid, denn das hat vor dem Gebäude mehr Platz. Wir brauchten mehr Platz für das ganze Equipment, die Wagen, das Zelt der Polizei und für die Komparsen. In den echten Gebäuden haben wir nie gedreht. Auch das Kloster, das angeblich in der Toskana steht, war bei Segovia (Stadt in Spanien, Anmerk. d. Red.).“
Y además: „Alles andere waren super konstruierte Sets. Ungefähr 85 Prozent der Serie haben wir nördlich von Madrid in den Studios gedreht. Es war unglaublich, wie die Crew die Sets nachgebaut hat. Dazu kamen viele Drehorte: Wir haben eine Woche in Kopenhagen gedreht, zwei Tage auf Teneriffa, zwei Nächte in Alicante und überall nördlich von Madrid.“
Waren die Drehs aufwendig und gefährlich?
Lucas: „Die Drehs glichen eher einer Choreografie, als ob wir tanzen und nicht schauspielern. Für alles gab es Markierungen auf dem Boden: für die Schauspieler, die Kameraleute. Die Serie hatte wirklich ihren eigenen Rhythmus. Die Drehs waren sehr aufwendig, mitunter gefährlich und brauchten viel Zeit. Gefährlich, weil die Situationen an den Sets meist sehr dunkel waren, es viel Staub gab, sehr kalt war, da musste man viel Energie haben. Aber die Crew passte immer gut auf uns auf.“
¿Waren die größten Lacher während der Dreharbeiten?
Luka: „Am lustigsten war mein Kollege Rodrigo de la Serna alias Palermo, er ist immer mit 100 Prozent Energie am Set gewesen und wir machten uns vor Lachen fast in die Hosen. Aber auch meine Dyslexie hat zu manchen Lachern geführt, wenn ich wieder in einem Satz zwei Wörter veränderte oder verwechselte“.
Lukas Muttersprachen sind Kroatisch und Serbokroatisch, er spricht darüber hinaus Bosnisch, Deutsch, Englisch, Spanisch, Portugiesisch, Französisch und Griechisch und hat solid Kenntnisse in Italienisch, Arabisch und Türkisch. „Ich glaube, wegen den vielen Sprachen komme ich manchmal durcheinander“, sagt der Serien-Star über seine Dyslexie.
Wie kamst du überhaupt zur Bankräuber-Rolle?
Lucas: „Ich kenne die beiden Casting-Direktorinnen, hatte schon mehrere Projekte mit ihnen gemacht. Ursprünglich war ich für die Rolle von Bogotá eingeladen, die bekam dann Hovik Keuchkerian. Eigentlich war dann das Casting schon beendet und alle Rollen vergeben, aber der Produzent Álex Pina wollte noch den Charakter von Marseille einführen. Da legten die Direktorinnen mein Foto auf den Tisch und ich bekam Rolle der rechten Hand des Professors. Nachdem ich zuerst Pech hatte, hatte ich dann Glück.“
Gleichen manga „Haus des Geldes“-Rollen den Schauspielern im wahren Leben?
Lucas: „Álvaro Morte, der den Professor spielt, ist auch im wahren Leben sehr schlau, im echten Leben ist er aber viel extrovertierter, nett und lustig. Úrsula Corberó, die die Rolle von Tokio spielt, ist auch im wahren Leben sehr taff und jemand, die Spaß am Leben hat und in Wirklichkeit nicht so ernst ist.“
Und weiter: „Die schwierigste Rolle hatte Jaime Lorente López alias Denver. Im spanischen Original ist Denver ein sehr einfach gestrickter, intellektuell beschränkter Charakter, was in der deutschen Übersetzung lediglich durch seine Art des Lachens zu erahnen ist. Jaime sagte vor drei Jahren, dass er nach zwei Jahren Pause zwischen der zweiten und dritten Staffel etwas Zeit brauche, um wieder etwas ‚doof’ zu werden, wie Denver in seiner Rolle halt so ist.“
Während der Dreharbeiten schon mal darüber nachgedacht, wie es wohl wäre, tatsächlich eine Bank auszurauben?
Luka amüsiert: „Herrlich Frage. Nein, wir sind nur Schauspieler, die nur arbeiten wollen, nicht etwas stehlen. Wir hatten keine Pläne dazu gemacht.“
Gibt es Fehler in der Serie, die du bemerkt hast?
Lucas: „Die Fehler waren echt minimal, dafür gab es Leute in der Montage, die sehr hart arbeiteten, dass so etwas nicht passiert. Aber in der achten Folge der letzten Staffel, als wir auf unseren Knien waren und die Polizei uns festnahm, hatte ich in einer Szene die Arme über meinen Kopf, in einer Aufnahme später die Hände hinter meinen Rücken und dann in der nächsten Szene wieder hinter meinem Kopf. Solche kleinen Fehler bemerke ich, aber die Zuschauer eigentlich nicht.“
Wie hat sich dein Leben nach „Haus des Geldes“ verändert?
Resumen de Luka: „Ich bekomme Fanpost von Neuseeland bis Usbekistan, aus Chile, dem Iran, Indien, Südafrika, Marokko und Finnland, von überall auf der Welt, es ist hervorragend, aber auch verrückt. En Spanien werde ich fast überall erkannt. Wenn ich keinen Bart trage, eine Baseballkappe und eine FFP2-Maske aufhabe, dann erkennen mich die Leute nicht so leicht, aber es gibt auch Fans, die mich auch erkennen, wenn ich zu allem noch einen Schal trage.“
Selbst die Außendreharbeiten, die zum Teil mitten in Madrid stattfanden, mussten wegen Massen an herbei eilenden Fans unterbrochen oder sogar verschoben werden.
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